Montag, 13. April 2015

In Deutschland spricht nicht jeder Deutsch

Ein trauriges Beispiel über ein alltägliches Problem in allen Sozial-Ecken


Auch in unserem Armenviertel gibt es einen sehr hohen Ausländeranteil unter den Nachbarn, auch wenn wir nicht gerade wie in Kiel-Gaarden überwiegend Geschäfte haben, die nichtmal mehr in deutscher Sprache ausgezeichnete Waren im Angebot haben.

Ein sehr trauriges Beispiel soll Euch verdeutlichen, warum es genau genommen gar nicht möglich ist, wirklich nahe Beziehungen zu vielen seiner ausländischen Nachbarn herzustellen.

Vor ein paar Tagen ist einer unserer russischen Nachbarn gestorben. Den ganzen Tag war die Polizei hier im Haus, schon morgens,als wir auf dem Weg zum Friedhof waren, um das Grab meiner Mutter neu zu bepflanzen und nachmittags, als wir zum Stall liefen, waren neue Polizeibeamte da.

Von einem unserer geistig behinderten Nachbarn erfuhren wir dann, dass einer der Russen hier aus dem Haus gestorben ist.

Seine Cousine sprach ein bisschen besser Deutsch, aber auch nicht gut genug, dass sie als sie noch hier im Haus wohnte, meine Warnung verstanden hätte, sich nicht an einen Rausschmeißer aus dem Kieler Puff zu hängen, weil der sicher versuchen würde, sie auf den Strich zu schicken. Sie zog mit ihm aus, er schlug sie, stach mit einem Messer auf sie ein, sie zeigte ihn sogar an, es gab auch eine Gerichtsverhandlung, aber schließlich ist sie wieder mit diesem Zuhälter zusammen und man riecht sie heute schon an einer Wolke aus billigem Parfüm noch bevor man sie sieht.

Der russische Nachbar war immer nett. Irgendwie fehlt hier was, weil das Fenster, aus dem er immer raus schaute und einem zuwinkte, jetzt nicht mehr offen steht, weil er gestorben ist.

Auch sein bester Freund ist immer nett, mit dem er laufend zusammen saß, zuweilen auch noch mit besagter Cousine, um sich wie meistens zu betrinken. Manchmal machten wir hier den Scherz, die saufen halt wie die Russen .. es sind ja auch welche.

Diesen besten Freund dieses Russen, der auch immer nur lächelte und mit dem man sich genauso wie mit den Nachbarn, die die Poliezei riefen, weil sie ihn vermisst hatten, als er tot in seiner Wohnung lag, nicht wirklich verständigen kann, den lernte ich schon vor einigen Jahren im Fahrstuhl kennen. Es war nicht möglich, auch nur die einfachste Kommunikation mit diesem Mann zu führen.

Einige Jahre später, es war 2011 nach dem Tod meiner Mutter, waren wir gemeinsam bei ProCell, einem 1-Euro-Job-Bereitsteller, wo man hier in Preetz alte CDs verschrotten hilft. Dieser Russe war nicht in der Lage, auch nur die einfachsten Dinge zu begreifen, weil er einfach außer guten Tag und auf Wiedersehen kein Wort Deutsch sprach.

Das ist nun schon wieder vier Jahre her, aber viel hat er in Bezug auf die Sprache in dem Land, in dem er ja nun zu Hause ist, immer noch nicht dazu gelernt.

Weil er ja nun der besten Freund des verstorbenen Russen war, haben wir ihn fragen wollen, wann und wo denn die Beerdigung wäre. Er sagte irgendwas von Krematorium und der Cousine des Toten. Die Info sagte uns, der Mann wird verbrannt und deshalb sicherlich nicht sofort, sondern erst in einigen Wochen begraben werden. Wir konnten noch ermitteln, dass der russische Freund Kontakt zu der Cousine hat, aber es war nicht möglich ihm klarzumachen, dass er ihr einmal sagen möchte, sie soll uns doch sagen, wann und wo denn die Beerdigung sei .. oder dass er, wenn er das von ihr erfährt, es uns selbst sagt.

Wir haben dann schließlich aufgegeben. Der Mann kann nach wie vor so wenig Deutsch, dass eine Verständigung mit ihm auch bei nur wenigen Details, die man wissen möchte, nicht möglich ist.

Und das war mit den polnischen Arbeitern hier im Haus, die beim Verkauf dieses Mietshauses hier die leeren Wohnungen renoviert haben, nicht anders.

Viele Menschen hier in unserem Land, ob es nun Russen, Polen, Türken oder andere Ausländer sein mögen, haben fast immer schon allein deshalb nur zueinander einen wirklich engen Kontakt, weil sie unsere Sprache gar nicht sprechen und auch nach Jahren nicht zu lernen gedenken.

In Ecken, wo viele Ausländer leben, fühlt man sich als Fremder im eigenen Land.

Und wie krass das ist, haben Jürgen und ich bei der Frage nach dem Termin für die Beerdigung des hier verstorbenen Russen gerade wieder miterlebt.

LG
Renate

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