Donnerstag, 20. Oktober 2016

Obdachlosigkeit im Winter ist besonders schlimm

Über 6.000 Obdachlose leben allein im Regierungsviertel in Berlin

Gestern Abend beim Gute-Nacht-Tee sahen Jürgen und ich eine Sendung über die ständige Zunahme der Obdachlosenzahlen in Deutschland. Allein mehr als 6.000 Obdachlose suchen momentan in der Nähe der Regierungsgebäude in Berlin Schutz vor Nässe und Kälte, weil diese Gegend viele gut geschützte Ecken bietet.

Eine Frau erzählte, dass sie früher mal stolze Besitzerin eines eigenen Reiterhofes gewesen ist und dann durch diverse widrige Umstände in die Obdachlosigkeit gerutscht sei. Sie war schon alt, was man gut erkennen konnte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie da wieder raus kommen könnte.

Ein Mann erzählte, auch wenn es karikative Vereine gäbe, die den Obdachlosen in Berlin mit Essen und Kleiderspenden zur Seite stünden, einen Schlafplatz müsste sich jeder Obdachlose aber selbst suchen und so ziemlich jede Parkbank sei schon mehr als doppelt belegt, wenn es darum ginge, überhaupt noch einen zu finden. Nirgends seien Obdachlose gern gesehen, würden überall, wo sie nach ein wenig Wärme und Schutz vor Nässe und Kälte suchen würden, sofort vertrieben werden.

Ich kenne zwei Menschen, die monatelang obdachlos gewesen sind, und das auch über Winter, persönlich sehr gut. Einer davon ist einer meiner Nachbarn, der über ein Obdachlosenasyl in Kiel dann schließlich eine Wohnung und sogar seine Frau fand, heute einen Nebenjob und damit ein paar Freibeträge hat und sich nun ein wenig besser zurechtfindet als damals, als er noch unter den Brücken des Kieler Busbahnhofs hat schlafen müssen.

Auch mein heute 2. Mann war einmal obdachlos, und das mitten im Winter. Die Scheidung von seiner ersten Frau, der Tod seines Vaters und alles, was danach passierte, hatten ihm eine Weile fast die Kraft zum Weiterkämpfen genommen. Als wir beide uns zum ersten Mal trafen, hat er mir von diesem Winter erzählt. Er sagte, er lief bei Schneetreiben durch die Straßen, sah die Menschen bei Licht in ihren warmen und geschützten Wohnungen sitzen und wusste, er würde wieder nur in der Ecke eines Offenstalls schlafen und Angst haben, dort über Nacht zu erfrieren wie jede Nacht in diesem kalten Winter. Plötzlich hat ihn da ein sehr großer Überlebenswille gepackt, hat er verstanden, dass er die Menschen, die ihn verlassen haben oder gestorben waren, los lassen und zunächst einmal sich selbst lieben lernen muss, um wieder auf die Beine zu kommen. Mit letzter Kraft hat er dann einen Platz im Obdachlosenasyl in Soltau und von dort aus auch wieder eine Sozialwohnung gefunden und diesen eiskalten Winter in Obdachlosigkeit eben doch überlebt.

Wenn ich mit Jürgen solche Sendungen im Fernsehen sehe oder wir etwas im Internet lesen, das von diesem Thema handelt, dann weiß mein Mann genau aus eigener Erfahrung und ich durch seine Erzählungen, wie schnell es in Deutschland gehen kann, dass man nicht nur arbeitslos und arm, sondern mit nur ein wenig Pech auch obdachlos werden kann und auch, wie schwer es dann wird, aus dieser fast ausweglosen Situation überhaupt wieder raus zu kommen.

Wie viele Menschen einfach sterben, weil sie obdachlos sind, ohne dass es jemand auffällt.

Ich glaube nicht, dass da darüber überhaupt vernünftige Statistiken gibt, aber ich werde mal suchen, was ich zu den Thema finde und es hier noch unten anhängen.


Im nächsten Text steht zwar nichts über die Toten, aber darüber dass statistisch betrachtet im Jahr 2018 damit gerechnet wird, dass dann ca. 540.000 Menschen in Deutschland wohnungslos sein werden. Mit Glück werden einige davon noch einen geschützten Schlafplatz in irgendeiner der Notunterkünfte finden, aber längst nicht alle.


Obwohl sogar etliche Politiker das schon gefordert haben, will unsere Regierung gar keine Statistik über die Obdachlosen in Deutschland haben .. es würde das Problem der Armut in diesem Land ja zu offensichtlich machen, wenn dieses Thema dann durch so eine Statistik Jahr für Jahr wieder auf den Tisch käme.


Ca. 2,7 Millionen bezahlbare Kleinwohnungen fehlen, steht in diesem Artikel, der auch von ca. 540.000 Wohnungslosen im Jahr 2018 ausgeht, weil die Zahl der Obdachlosen aufgrund der nicht mehr bezahlbaren Mieten in Deutschland jedes Jahr größer wird und dramatisch ansteigt.


Na ja .. hier noch ein Link.


Es ist eine harte Realität .. wer daran stirbt, das wird sicherlich genauso wenig erfasst werden wie die Todesfälle, die bereits durch die Armut an sich Tag für Tag da sein werden, wozu unzählige Selbstmorde oder Tod durch Krankheit aufgrund des ständigen Mangels ja mit gehören, was keine Statis erfassen kann und sicherlich auch gar nicht erfassen soll .. denn dann müsste man ja beginnen darüber nachzudenken, was in diesem Staat seit Jahrzehnten falsch läuft.

LG
Renate

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