Dienstag, 15. November 2016

Mehr Meinungen zu Industrie 4.0

Die Widersprüche der Ansichten können größer nicht sein


Ich möchte Euch deshalb mal die unterschiedlichsten Ansichten darüber vorstellen.


Daraus mal nur ein Teil:

 Die nächste industrielle Revolution, die bereits im Gange ist und unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ läuft, soll demnach mehr als sieben Millionen Arbeitsplätze überflüssig machen – und zwar weniger in den Fabriken, die bereits weitgehend automatisiert sind, sondern in Büros und Verwaltung: Gefährdet sind die Angestellten mit „weißem Kragen“, heißt es in der Untersuchung. Dem gegenüber stehen nur zwei Millionen neue Stellen, die für Spezialisten für Computer und Technik bis zum Jahr 2020 neu entstehen sollen.

 Deutschland ist laut der Studie stärker vom Wandel betroffen als andere Staaten in Europa. Und ausgerechnet Frauen sind sehr viel mehr bedroht vom Verlust des Arbeitsplatzes als Männer, was die Forscher mit der unterschiedlichen Ausbildung der Geschlechter begründen: Im Vorteil sind alle naturwissenschaftlichen und IT-Berufe, die sogenannten MINT-Fächer, unter denen der Frauenanteil noch immer zu wünschen übriglässt.


Daraus auch mal ein Stück.

Droht mit Digitalisierung jedem zweiten Job das Aus?


Neue Jobs sind oft schlechter bezahlt
Doch die Riege der digitalen Schwarzmaler wird in jüngster Zeit eher länger. Robert Reich, Arbeitsminister unter Ex-Präsident Bill Clinton, gehört dazu und spricht von einer „Uberisierung“ des Arbeitsmarktes. Die Mobilitäts-App und Taxi-Konkurrenz Uber ist der Lieblingsfeind des linken US-Ökonomen. „GM ist rund 60 Milliarden Dollar wert und hat mehr als 200.000 Angestellte“, schrieb Reich in seinem Blog. Uber, das inzwischen fast genauso viel wert ist, hat nach eigenen Angaben derzeit weltweit nur rund 3500 Angestellte. Die meisten der Fahrer dagegen arbeiteten unter prekären Umständen, so Reich.

 Auch der US-Wirtschaftshistoriker John Komlos ist der Ansicht, dass durch die Digitalisierung Jobs in einem Ausmaß überflüssig werden, die durch neue Berufsfelder nicht in gleichem Umfang ausgeglichen werden. In einem Bericht mit dem Titel „Has Creative Destruction Become More Destructive?“ führt er das unter anderem an dem Beispiel Kodak aus.

...
 Taxi- oder Uber-Fahrer könnten durch neue Technologien wie autonomes Fahren langfristig sogar ganz arbeitslos werden, ebenso wie Lkw-Fahrer und Logistiker. Und die Automatisierung wird bei diesen vermutlich nicht Halt machen. „In 20 Jahren wird fast die Hälfte der heutigen Arbeitsplätze in Deutschland durch Roboter ersetzt werden, die die Jobs effizienter erledigen können“, glaubt Martin Sonnenschein, Partner und Europachef bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney.
...
 Langfristig stellt sich die Frage, ob in einer Welt, in der der immer größere Teil der Wertschöpfung von Maschinen geleistet wird, Einkommen teilweise von der klassischen Erwerbsarbeit getrennt werden muss. Finnland experimentiert derzeit mit dem Modell des bedingungslosen Grundeinkommens. Hierzulande ist DM-Gründer Götz Werner der prominenteste Verfechter des Modells. US-Ökonom Jeremy Rifkin schlägt zur Finanzierung eine Besteuerung von Maschinen vor.
...

Die nächste Sichtweise ist etwas positiver und zudem ausgesprochen pragmatisch.
Mal daraus wieder auszugsweise:
...
 
Trotzdem darf die Folgerung aus dem möglichen Verlust der 490.000 Jobs nicht lauten, doch lieber auf Industrie 4.0 zu verzichten. Letztlich gibt es keinen anderen Weg, denn sonst werden andere Länder dies tun. „Die Annahmen, die sich positiv auf Deutschland auswirken (Vorreiter, zusätzliche Nachfrage im Ausland, Wettbewerbsvorteile) richten sich dann gegen den hiesigen Wirtschaftsstandort. Produktionsrückgänge und zusätzliche Arbeitslosigkeit sind die Folgen. Jene werden ausgelöst durch den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Verschiebung der inländischen Nachfrage hin zu importierten Produkten. Die Aufgabe kann also nur sein, den Übergang möglichst nachhaltig zu gestalten“, lautet das Fazit der IAB-Forscher – selbst wenn die in der Modellrechnung angenommenen Investitions- und Produktivitätseffekte und damit der Umschlag zwischen alten und neuen Beschäftigungsverhältnissen weit stärker ausfallen sollten.


45 Prozent aller Tätigkeiten sind automatisierbar
Die Automatisierung wird auch in anderen Sektoren großen Einfluss auf die Beschäftigung haben. Am Flughafen holen sich Passagiere ihre – im Internet gebuchten – Tickets am Automaten, geben ihr Gepäck an einem Schalter ab, an dem kein Mensch mehr sitzt, scannen danach ihren Pass selbständig und fliegen schließlich in Flugzeugen, welche die meiste Zeit vom Autopiloten gesteuert werden. Wenn nur die heute schon verfügbare Technik eingesetzt wird, können 45 Prozent aller Berufstätigkeiten automatisiert werden, hat die Unternehmensberatung McKinsey für die USA errechnet
 
 Auch Ärzte, Analysten und Anwälte müssen sich umstellen
Ihre Jobs müssen aber nicht nur die Menschen mit geringer Qualifikation und entsprechend niedrigen Einkommen ändern. Vorstandsvorsitzende verschwenden 20 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Routinetätigkeiten. Auch die Tätigkeiten von Finanzmanagern, Anwälten oder Ärzten weisen signifikante Anteile auf, die automatisiert werden können.  Zum Beispiel wandelt die Software des US-Unternehmens Narrative Science in Sekundenschnelle Rohdaten in Berichte oder sogar Powerpoint-Präsentationen um, wofür Finanzanalysten Tage brauchen. Die Analyse von Standard-Krankheiten anhand von Messwerten erledigen Computer künftig schneller als Ärzte, die dann mehr Zeit für Spezialfälle haben. Die KI-Software von Arago befreit IT-Administratoren von lästigen Instandhaltungsarbeiten und gibt ihnen die Zeit, neue Produkte zu entwickeln. Auch Anwälte können einen Teil ihrer Arbeit, nämlich ähnliche Fälle zu finden, inzwischen gut von Maschinen erledigen lassen (-> Werden Anwälte durch Legal Tech überflüssig?).

...
 http://www.wiwo.de/erfolg/trends/industrie-4-0-so-sieht-der-job-der-zukunft-im-maschinenbau-aus/13610664.html

Der nächste Link ... bezogen auf den Maschinenbau.

Auch mal auszugsweise, hier was recht Positives:
...

Auch bei deutschen Mittelständlern wächst nach anfänglicher Skepsis die Zuversicht. Nach einer Befragung im Auftrag der Commerzbank erwarten inzwischen lediglich acht Prozent der Unternehmen negative Effekte für die Beschäftigung durch die Digitalisierung. Im vergangenen Jahr waren es noch 40 Prozent. 43 Prozent der Firmen rechnen mittlerweile mit einem steigenden, 48 Prozent mit einem gleichbleibenden Personalbestand.
Das Fazit: Der Bedarf an Fachleuten dürfte weiter steigen. Die eher einfacheren, standardisierten Tätigkeiten könnten dagegen zunehmend von vernetzten Maschinen erbracht werden.
...
 http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/4906389/Funf-Millionen-Jobs-gehen-verloren

Daraus mal wieder .. dieses Mal wieder eher negativ.

...

Wien. Durch Digitalisierung und Roboterisierung – Industrie 4.0 – werden bis 2020 zwei Millionen neue Arbeitsplätze entstehen – aber sieben Millionen verloren gehen. Unter dem Strich bleibt also ein Verlust von fünf Millionen Jobs in den nächsten vier Jahren. Zu diesem ernüchternden Schluss kommt eine noch unveröffentlichte Studie des Weltwirtschaftsforums, die am Wochenende in deutschen Medien zitiert wurde.
Die Prognose beruht auf einer Umfrage unter Topmanagern aus den 350 weltgrößten Konzernen. In Industrie-Stellungnahmen war bisher oft erklärt worden, die vierte industrielle Revolution werde zwar niedrig qualifizierte Arbeitsplätze kosten, im Gegenzug aber mehr höher qualifizierte Posten schaffen, als auf der unteren Ebene wegfallen.
Mit dieser Vorstellung räumt die Umfrage des Weltwirtschaftsforums auf: Gefährdet seien in den nächsten Jahren weniger Jobs in der Produktion als solche in den Bereichen Verwaltung und Dienstleistung. Der Grund: In der produzierenden Industrie seien Abläufe schon weitgehend automatisiert und roboterisiert. Klassische Fließbandtätigkeiten werden beispielsweise schon längst von Maschinen ausgeführt.
Am stärksten gefährdet sind jetzt Bürotätigkeiten, die bisher von der Automatisierung kaum erfasst wurden. Aber auch Berufe, bei denen Automatisierung bisher nur in bescheidenem Ausmaß möglich war, werden nach Ansicht von Experten schwer leiden. So stehen beispielsweise hinter den Büroberufen an zweiter Stelle in der Gefährdungsskala Verkehrsberufe. Hier werden selbstfahrende Autos, mit denen schon heftig experimentiert wird, für ernste Jobprobleme beispielsweise bei Taxifahrern oder Lkw-Lenkern sorgen.
Allerdings wohl noch nicht in den nächsten vier Jahren. Hier rechnen Experten eher mittelfristig mit deutlichen Auswirkungen. Das trifft auch für Beschäftigte bei Post- und Paketdiensten zu. In diesem Sektor experimentieren ja zahlreiche Unternehmen mit automatisierten Zustellmethoden, etwa mit Drohnen. Starke Einbrüche erwarten Experten auch in den Bereichen Gastronomie und Hotellerie.
Die Umfrage des Weltwirtschaftsforums, die den Wegfall von fünf Millionen Jobs bis 2020 (die meisten davon wie gesagt im White-Collar-Bereich) prophezeit, beschreibt nur die erwarteten Auswirkungen der Digitalisierung auf die unmittelbare Zukunft. Auf mittlere Sicht von 20 Jahren dürfte das Job-Massaker viel stärker ausfallen. Eine Deloitte-Untersuchung über das Automatisierungspotenzial aus dem Vorjahr kam zu dem Schluss, dass auf Sicht von 20 Jahren jeder zweite Arbeitsplatz gefährdet sei.
...
 http://www.spiegel.de/forum/wirtschaft/studie-industrie-40-schafft-hunderttausende-neuer-jobs-thread-269844-3.html

Und nochmal andersrum .. hier wieder eine positive Meinung zum Thema.
 ...
 
"Die menschenleere Fabrik wird es nicht geben", sagt Studienautor Michael Rüßmann. "Es wird erstens weiter auch Arbeiter geben, die gemeinsam mit Robotern arbeiten. Zweitens werden Arbeitsplätze in der Fertigung IT-lastiger, das heißt, es entstehen andere Arten von Arbeitsplätzen." Einfache manuelle Jobs in der Fertigung und Fabriklogistik - wie Gabelstaplerfahrer - könnten aber wegfallen.

Riesiger Bedarf an Weiterbildung
Gewerkschaften wie die IG Metall mahnen bereits, dass Beschäftigte künftig gezielt ausgebildet und qualifiziert werden müssen. Beschäftigte bräuchten unabhängig von ihrem Arbeitsplatz die Chance, sich umzuorientieren, sagte IG-Metall-Vize Jörg Hofmann jüngst in einem Interview. Eine gewaltige Aufgabe. Denn allein im deutschen Maschinenbau arbeiteten zuletzt rund eine Million Menschen. In der gesamten Metall- und Elektroindustrie sind es 3,7 Millionen. Wie viel in die Weiterbildung gesteckt werden müsste, beziffern die Studienautoren von BCG nicht. Insgesamt gehen die Autoren von einem Investitionsbedarf von 250 Milliarden Euro bis 2025 aus.
Im Gegenzug wird der Wandel nach der Prognose der Experten in den kommenden zehn Jahren etwa 30 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. "Das Wachstum wird zum einen von intelligenteren, Industrie 4.0 unterstützenden Produkten im Maschinenbau herrühren", sagt Rüßmann. "Zum anderen wird mit Industrie 4.0 die Fertigung individueller Produkte möglich und damit eine bessere Bedienung der Nachfrage insgesamt und in Nischen." 
...

Tja .... ich würde dazu folgendes sagen.

Menschen, die nicht so intelligent sind, bleiben auf jedem Fall bald auf der Strecke. Ältere Menschen, die deshalb ihren Job verlieren, werden nicht mehr rein kommen oder wenn, dann sehr schwer ...die haben es schon jetzt schwer, die werden es dann noch schwerer haben.

Jüngere Leute, die sehr fit im Kopf sind, mögen es schaffen, sich was Neues aufzubauen.

Gewinnen tut die Industrie, die Reichen .. nicht das Volk.

Wenn das Volk davon auch was abhaben soll, sollten unsere Regierenden mal nachdenken, wie das machbar sein könnte.

Dass die Industrie, wenn sie nicht untergehen will auf dem Weltmark, diesen Schritt gehen muss, ist wiederum klar ... sonst gehen die auf dem Weltmarkt pleite.

Dass dafür gesorgt wird, dass das  nicht passiert, sollte aber nicht zu Lasten der Gesamtbevölkerung gehen, würde ich sagen.

Wie gesagt, Jürgen und ich üben bereits einen digitalen Job aus ... wir beide sind schon alt und nicht mehr so belastbar .. aber selbst wenn wir jung und total fit wären .. wir würden selbst mit extrem viel Schuften niemals reich mit dieser Arbeit, für die man meiner Ansicht nach als absolutes Minimum viel Talent und einen guten Realschulabschluss haben muss, besser aber ein gutes Abitur und noch besser ein abgeschlossenes Studium.

Und das wird sicher schon bald in fast allen Jobs so sein.

Was also machen die Menschen, die das nicht schaffen .. und das tun die wenigsten ???

LG
Renate



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen