Samstag, 9. September 2017

Jubiläum: 10 Jahre Aufstocken mit ALG II

Seit September 2007 kriegen Jürgen und ich nun ALG II als Aufstocker dazu

Das Foto rechts, das meinen 2. Mann Jürgen und mich bei einer Reitstunde zeigt, die uns damals meine Tochter Esther gab, stammt noch aus Juli 2007, also einer Zeit, als Jürgen und ich noch nicht mit ALG II unser Einkommen aufstocken mussten, sondern es noch mit eigenen Einkünften schafften, über die Runden zu kommen.

Das waren Jürgens Lohn als Leiharbeiter bei Randstad, von mir ca. 200 Euro Lohn im Monat als Gärtnerin auf 450-Euro-Basis ca. an 2 Tagen die Woche verdient, damals von 600 Euro Unterhaltsanspruch noch 400 Euro von meinem Ex, von dem ich damals noch nicht geschieden war, weil er mehr zu bezahlen nur im März und April 07 geschafft hat, ab Mai bis August dann noch diese 400 Euro, danach bezahlte er mir gar keinen Unterhalt mehr, obwohl er ja noch die Steuerklasse 3 hatte, denn wir waren ja nur getrennt lebend, aber nicht geschieden. Er hatte damals noch seinen Job als Anleiter für Arbeitslose in Kiel-Gaarden und verdiente ca. 1.600 Euro netto im Monat, durfte davon nach 36 Ehejahren eigentlich dann auch mehr als ich behalten, nämlich ca. 1.000 Euro und der Rest stand mir zu. Frauen kriegen bei einer Trennung ja grundsätzlich weniger als Männer als Eigenbedarf behalten dürfen, selbst wenn die anders als mein Ex bereit sind, ihnen nach vielen Ehejahren Unterhalt zu bezahlen. Hört ein Mann einmal mit den Unterhaltszahlungen auf, weil er seinen Job verliert, kriegt man keine wieder, kann sie auch nicht einklagen, egal wie lange man verheiratet war und Kinder erzogen oder Pflegefälle aus der Familie betreut hat.

Mein Ex hat nie mit Geld umgehen können. Es war klar, dass das nicht lange gutgehen würde, aber er hat es eine Weile versucht.

Das Foto links zeigt Jürgen mit meiner Tochter Esther und Katrin, der damaligen Partnerin meines Ex, der rechts im Bild zu sehen ist. Wir hatten da noch keinen Streit. Damit fing Hansi dann ab September 07 an, weil ich ihn wegen dem Druck durch das Jobcenter zunächst habe auf Unterhalt verklagen müssen. Das ging nicht anders, denn wenn man nicht versucht, Geld zu kriegen, das einem zusteht, dann bekommt man vom Jobcenter keinen Cent ALG II. Hansi hat das aber leider nicht verstanden. Er hatte eine Pfändung wegen irgendwelcher sonstiger Schulden bekommen. Jürgen hatte ihm gesagt, Unterhalt hat immer Vorrang, denn der ist ja auch geschieden und kennt sich damit aus, aber das hat Hansi wohl in seiner Panik gar nicht verstanden, sondern ging dann halt auf mich los. Ich hatte Geld zu kriegen, also war ich Feind. So ist das im Leben.

Meine Mutter lebte damals noch, hatte da aber zunächst nur die Pflegestufe 1. Das gibt nicht viel Geld extra, zumal ein großer Teil davon schon dadurch weg ist, weil eine Person, die man in seinen Haushalt aufnimmt und die selbst Grundsicherung bekommen, dann statt 100 % nur noch 80 % Grundsicherung kriegt, weil das Sozialamt dann sagt, in der Familie können ja die anderen Familienmitglieder die sogenannten Generalkosten für dieses Haushaltsmitglied mit übernehmen ... ist ne Farce, aber so werden eben Bedarfs- und Haushaltsgemeinschaften heute behandelt. Ein bisschen vom Pflegegeld blieb sicher so übrig ... ca. 100 Euro vielleicht, die wir so mehr hatten. Natürlich konnte ich wegen Mama nicht mehr lange arbeiten .. genau genommen war schon die Arbeit in der Gärtnerei zu viel, denn Mama hat oft vergessen, wo ich war und hatte dann zu Hause Angst .. war ja hochgradig dement. Ich musste sie, wenn ich arbeiten war und Jürgen auch, auch immer einschließen und wusste nie genau, was sie dann womöglich anstellt, aber weglaufen wäre noch viel gefährlicher für sie gewesen, weil sie ja keinen Orientierungssinn mehr hatte.

Das, was man mir an Freibetrag ließ, ging genau genommen für das Busgeld zur Arbeit drauf, denn mein Job war ja nicht zu Hause.

Das was noch an Pflegegeld extra war, brauchten wir dringend, um Jürgens Leiharbeit zu finanzieren, denn der kam mit dem Freibeträgen, die ihm das Jobcenter ließ, nicht ansatzweise aus und hatte im Monat oft 300 - 400 Euro Unkosten, um alles zu bezahlen, was damit zusammenhing wie ein fahrbereites vollgetanktes Auto, mit dem er zuweilen an einem Tag durchaus 200 - 400 km unterwegs sein musste, falls es mehr als ein Einsatzort war ... das Jobcenter übernimmt übrigens die Fahrten zu zwei Einsatzorten an einem Tag nicht, sondern nur zu einem. Sie übernehmen auch nicht die Druckkosten für farbige Straßenkarten, die Kosten für immer aufgeladenes Handy, das man als Leiharbeiter ständig benutzen muss, die Kosten für das Auto an sich wie Anschaffung, Reparaturen und dergleichen und die Benzinkosten, die man absetzen kann, reichen auch nicht für die realen Benzinkosten heutzutage aus.

Nun hatte ich ja spontan am 1.9. von meinem Ex gar kein Geld bekommen, vom Jobcenter aber erstmal auch keins.

Das sollte dann am 1.10.07 kommen, kam auch, aber weil die damalige Freundin meines Jüngsten und der damalige Freund meiner Jüngsten (heute weiß ich, die zwei waren schon damals heimlich ein Paar, was meine Kinder aber erst 2013 erfahren haben) meinen Sohn Marius so unter Druck gesetzt hatten, hatte der das Bankkonto, das immer auf seinen Namen lief, wo mein Geld rauf gehen sollte, einfach aufgelöst. Er hatte meinen mail-Account gelöscht, mein Hufrehe-Forum ... mir so auch den Kontakt zu eventuellen Freunden abgeschnitten. Vom Jobcenter was zur Überbrückung bekamen wir nicht. Wir konnten also keine Miete bezahlen. Unser Vermieter .. Familienrichter von Beruf .. hatte nur darauf gewartet .. der wollte das Haus, in dem wir wohnten, nämlich schon lange verkaufen und so wurde die untere Etage frei . .also klagte er uns raus. Wir hatten bei einem Familienrichten bei einem Prozess mit seinen eigenen Kollegen null Chance.

Obwohl wir die Mietrückstände natürlich haben nachzahlen können, mussten wir raus .. mit meiner schwerstbehinderten Mutter. Meine Kinder stellten sich tot .. alle. Es hat auch keins darauf reagiert, als ich fragte, ob sie jedenfalls ihre Oma aufnehmen würden, falls wir obdachlos würden.

Später erzählte mir Manuel, der uns zumindest beim Umzug geholfen hat dann .. sie seien alle sicher gewesen, Jürgen macht das schon.

Nun ja ... wir wären am 1.5.08 obdachlos gewesen .. solange hatte ich die Räumung noch hinausschieben können ... am 1.4.08 fanden wir die Sozialwohnung, wo wir heute noch wohnen. Meine Mutter hat den Umzug psychisch nicht mehr verkraftet und alles, was damit auch an familiären Problemen zusammenhing.

Als ich den Kindern mal sagte, ist toll, dass man einem bei Hartz IV auch noch gerade dann, wenn man Hilfe braucht, in den Rücken fällt, haben alle gesagt, ach Mama damit hat das doch gar nichts zu tun.

Ist nur komisch, dass das zeitgleich passiert ist. Sie wussten ja alle, was es heißt, ein Haushaltsmitglied bei sich aufzunehmen, das auf soziale Leistungen angewiesen ist .. denn sie kannten ja die Story, wie das bei meiner Mutter war, die ich ja nunmal trotz Anspruch auf Sozialhilfe bei mir wohnen hatte.

Dass das heißt, diese Person auch finanziell unterstützen zu müssen, war allen klar .. und im Geld schwimmen tat ja wiederum keines von ihnen. Wer weiß, vielleicht konnten sie auch gar nicht anders handeln als sich totzustellen damals.

Unsere Jobs verloren Jürgen und ich beide zu Zeiten, als wir durchaus durch die Arbeit bedingt krank wurden.

Bei mir passierte das zuerst. Ich verrenkte mir das Knie, als ich einem Kunden einen zu schweren Baum auf seinen Anhänger hob. Lohnfortzahlung kriegte ich genauso wenig wie von meinem Chef einen Beleg darüber, dass ich jetzt nichts bei ihn verdiente. Ich musste ihn dazu erst vor dem Arbeitsgericht verklagen. Das Jobcenter hatte mir erlaubt, deshalb fristlos zu kündigen .. Sanktionen hatte ich deshalb nicht, aber bis ich die Papiere hatte, zog mir die Leistungsabteilung monatelang immer noch einen Lohn ab, den ich gar nicht mehr hatte, nämlich jeden Monat 200 Euro. Das wurde zwar irgendwann nachgezahlt, aber ich musste über ein halbes Jahr so überbrücken.

Jürgen verlor seine Arbeit bei Randstad auch .. darüber waren wir dann sogar froh, denn so machte er jedenfalls nicht Monat für Monat gegenüber nicht zu arbeiten minus.

Jürgen hatte in einer Scheibenfabrik gearbeitet und mehrmals eine Sehnenscheidenentzündung in beiden Unterarmen bekommen. Krank werden darf man bei Randstad nicht. Er wurde dann entlassen. Wir haben uns gesagt, nie mehr Leiharbeit, aber es ist nicht unbedingt einfach, das auch zu schaffen bei der heutigen Sanktionspraxis. Nun sind wir beide ja schon sehr alt und haben insofern das Glück, dass uns ja sowieso keiner mehr einstellt. Man kann sich in unserem Alter ohne Probleme auch mit viel Mühe auf Leiharbeit bewerben, es kommt natürlich eine Absage. Es kommen auch Absagen auf alles andere, auch wenn es gute Arbeit wäre.
 Na ja .. das passierte alles 2009. In dem Jahr kam auch mein jüngster Enkel auf die Welt, den ich nie persönlich gesehen habe.

Auch das ist Hartz IV ...man hat kein Geld, man kann keinem wirklich was schenken, kaum Gäste bewirten ... man hat keine schöne Wohnung, kann es sich auch nicht leisten, ständig irgendwelche Handynummern anzurufen, weil man sonst die Telefonrechnung nicht bezahlen kann und und und .. das nennt sich keine Möglichkeit zur Teilhabe.

Man verliert so eine Familie, die das nicht nachvollziehen kann, weil die Kinder noch jünger sind und noch nicht von Altersarumut betroffen sind. Hartz IV muss man erleben, sonst versteht man die Probleme der Menschen nicht, die davon betroffen sind.

Im Herbst 2010 brach sich meine Mutter ein Bein .. während der Reha-Phase zu Hause wollte mich mein Fallmanager sogar noch zu einer Weiterbildung schicken .. er meinte, Jürgen könnte meiner Mutter ja zu Hause die Windeln wechseln und den Hintern waschen .. ich habe dann Klage eingereicht. 

Mama hatte da offiziell zunächst noch die Pflegestufe II .. wurde später in die III geändert, nachdem ich beim Sozialgericht Klage für sie eingereicht hatte.

Laut Jobcenter kann man bei der Pflegestufe II noch gut 30 Stunden in der Woche arbeiten .. natürlich geht das gar nicht .. bei der III muss man übrigens wirklich nicht mehr arbeiten.

Inwiefern heute Demenz da angerechnet wird, weiß ich nicht .. damals zählte Demenz nicht dazu und der Druck seitens des Jobcenters war sehr groß .. es hatte keiner Verständnis dafür, dass man eine Demenzkranke gar nicht alleine lassen kann.

Rechts meine Mama im September 2011 kurz vor ihrem Tod.

Als sie gestorben war, fingen die Probleme erneut an. Nach jahrelanger Pflegetätigkeit bekommt man kein Arbeitslosengeld .. kein Pflegegeld mehr .. fällt sofort auf ALG II pur .. und wir hatten ja die beiden Pferde.

Ich hatte eine sehr nette Fallmanagerin damals, die mir sofort einen 1-Euro-Job besorgte, aber nur für 3 Monate.

In dieser Zeit fand ich dann die Texter-Tätigkeit, die ich heute noch mache und erzählte Jürgen, er könnte das doch auch mal versuchen. Er bewarb sich auch, wurde wie ich auch angenommen, seitdem machen wir das. Im Dezember 2011 wird es dann schon 6 Jahre, die wir als Texter freiberuflich das ausüben, was man digitale Arbeit nennt.

Der Sozialblock, in dem wir wohnen, wurde in der Zeit zweimal weiterverkauft .. an das, was ich unter Vermieterhaie verstehen würde.

Der erste davon kam damit durch, hier ohne was zu tun, die Miete soweit zu erhöhen, dass wir damit über der Mietobergrenze liegen.

Ich kann aber, weil wir ja ein Büro brauchen, das was wir selbst bezahlen, so absetzen .. vor Gewinn. Dumm bin ich ja nicht, nie gewesen.


Der digitale Job hat Vorteile vor einem, wo man Fahrkosten hat ... ich kann DSL-Kosten, Strom-Kosten und besagte Mietkosten über der Mietobergrenze nämlich vor Gewinn absetzen .. ich habe dennoch die Freibeträge danach netto übrig.

So reicht das für den Unterhalt unserer Haustiere, der Pferde und unserem Hund.



Mit Chiwa und Prima sind wir 2016 aus dem letzten Pensionsstall auf eine günstigere Pachtweide gezogen und haben ihnen einen neuen Freund dazugekauft, den Wallach Thunder - siehe unten.








In 14 Tagen ist nun ja die Bundestagswahl.

Jürgen und ich überleben samst unserer Haustiere .. vielleicht auch durch unsere Haustiere, die uns Freude schenken und damit die Kraft zum Überleben geben .. auch wenn es uns schwerfällt, auch ihren Unterhalt zu bezahlen.

Der Mensch braucht im Leben so kleine Freuden, hätte er die nicht, dann stirbt er vermutlich aufgrund von Einsamkeit und Kummer.

Im kommenden Jahr kriegen wir ganze 12 Euro mehr an Regelsatz .. zusammen.

Es ist wie jedes Jahr ein Witz.

Es gibt zwei Parteien, die das ändern möchten, die Linken und die Grünen .. alle anderen haben dazu keine Ideen und werden Hartz IV nicht abschaffen.

Die Grünen und die Linken haben aber zu wenig Wähler, dass sie es werden erreichen können .. auch wenn es schön wäre, wenn ein Wunder geschieht und die Menschen ganz anders wählen würden als statistisch vorhergesehen.

Tja ...wir stocken jetzt seit 2007 unser Einkommen auf. Komplett arbeitslos sind wir in diesen 10 Jahren nie gewesen. Die meisten Menschen hier aus der Gegend, die fast alle von Sozialhilfe, ALG II oder eben als Aufstocker leben, haben irgendeinen Job .. nur ganz wenig tun gar nichts.

Ich weiß noch immer nicht, wen ich wählen werde .. grün oder ganz rot . .mal schauen. Vielleicht ziehe ich ein Streichholz, um mich zu entscheiden. Es ist schade, dass beide Parteien nicht zusammen gehören .. Gemeinsam hätten sie fast so viele Wählerstimmen .. statistisch .. wie die SPD.

Nachti
Renate

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